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Glanz und Niedergang der spanischen Weltherrschaft

Vortrag am 20. Juli 2023 in Wohldorf, gehalten von H. Nielbock

zur Vorbereitung einer Studienreise nach Kastilien, in die Extremadura und Andalusien

Salamaca

Nachdem die maurische Kultur in Spanien die geistige Kraft des Miteinanders nach und nach verloren hatte, setzte sich ein rückwärts gewandtes Denken in der Gesellschaft durch. Nun entstand aus dem Miteinander ein Gegeneinander. Das war ein schleichender Umbruch im Denken und Glauben. Dieses Hass-Gefühl entwickelte sich aus der spanischen Reconquista, die die Wiederherstellung eines nur christlichen Reiches in Spanien anstrebte. Dieser Eroberungskrieg wurde von den kastilischen Königen ab 1100 massiv vorangetrieben. Mit dem Sieg über das maurische Andalusien und der Übergabe der Alhambra im Jahre 1492 erlosch die mozarabische Kultur auf der iberischen Halbinsel. 700 Jahre hatte sie eine weltoffene Gesellschaft geprägt, in der die verschiedenen Völker und Glaubensarten miteinander lebten. Dieses Miteinander wurde durch die arianische katholische Kirche gestützt. Die Bischöfe in Sevilla und die liberalen kastilischen Könige unterstützten bis ca. 1400 die „mozarabische“ Gesellschaftsordnung.

Die Reconquista war zunächst eine politische Idee. Sie war kein christlicher Kreuzzug gegen den Islam. So regierten die kastilischen Könige in den eroberten Gebieten liberal, ohne die unterlegenen Mauren zu benachteiligen. 1085 hatte Alfons VI. Toledo die Hauptstadt eines Emirates erobert. Er machte diese wunderschön in einer Schleife des Tajo gelegene Stadt zu seiner Hauptstadt. 400 Jahre regierten nach ihm die kastilischen Könige von hier aus nach den Regeln der mozarabischen Gesellschaft, d. h. mit Methoden eines vertrauensvollen Miteinanders. So überdeckten sie die kulturellen, religiösen und ethnischen Unterschiede. Wenn man bedenkt, dass in der „Moschee-Kathedrale“ in Toledo christliche und islamische Gottesdienst statt finden konnten, spürt man den späteren Umbruch von dieser geistig-liberalen Einstellung hin zur intoleranten Einstellung in allen Schichten der Gesellschaft. Dieser Umbruch im Denken trat deutlich hervor in der Zeit der Almohaden-Herrschaft im 13. Jahrhundert. Die Almohaden brachten den islamischen Rassismus nach Spanien, der die Bevölkerung spaltete. Der aufkommende Hass der Almohaden gegen die liberalen Mauren und gegen die Juden führte auf Seiten des einfachen christlichen Volkes zu grausamen Massakern. Der Pogrom gegen die Juden in Toledo im Jahre 1391 wurde durch den Roman von Feuchtwanger unter dem Titel „Die Jüdin von Toledo“ Welt bekannt. Einhundert Jahre später haben die katholischen Könige Isabella und Ferdinand die Vertreibung alle Juden aus Spanien angeordnet, nachdem sie Andalusien unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Das war im Jahr 1492Den allmählichen Umbruch von einer toleranten zu einer intoleranten, fremdenfeindlichen Gesellschaft wird besonders deutlich an der Umdeutung des spanischen Nationalheiligen Santiago. Der Apostel Jakobus wurde von einem Begleiter der Pilger, der Fremden und einem Helfer der Armen umgeformt zu einem kriegerischen Ritter, der Mauren tötet. Santiago wird jetzt zum Matamoros. Dargestellt wird dieser nun als gepanzerter Ritter auf dem Pferd, der den unter sich liegenden Menschen mit der Lanze ersticht.

Diese Darstellung ist heute noch in vielen Kirchen Spaniens zu sehen. Es diente als Vorlage für die grausamen Urteile des Großinquisitors, dessen zentrales Tribunal von den katholischen Königen 1479 nach Toledo geholt wurde.

Die Vollstreckung der Todesurteile brauchte eine Bühne, auf der die Verbrennung am lebendigen Leibe von Juden und Mauren als Schauspiel vollzogen wurde. Man nennt dieses „Spektakel“ Autodafe. Es war ein öffentlicher, besonders theatralisch zur Schau gestellte Akt vor großem Publikum. Beim Vollzug dieser Todesstrafe hängte man das Bild des Matamoros auf den Platz des Autodafes.

Was war in der spanischen Gesellschaft geschehen? Wie konnte aus dem geordneten Miteinander der Völker und Religionen so ein hasserfülltes Gegeneinander werden? Die „katholisch“ genannten Könige Kastiliens hatten konsequent den arianischen Glauben durch das strengere römische Dogma ersetzt! Das förderte im Laufe des 15. Jahrhunderts die Feindschaft zu den islamischen Volksgruppe, die Morisken genannt wurden.

In ganz Europa gab es einen Rückfall ins finstere Mittelalter. Dieser Rückfall wurde äußerlich ausgelöst durch den Einbruch eines globalen Kälteeinbruchs. Es gab eine Klimakatastrophe. Hungersnöte brachen in Europa aus. Die Ritter froren in ihren fensterlosen Burgen. Dann kam 1348 eine pandemische Pest über ganz Europa mit Millionen Toten. Der Rückfall ins finstere Mittelalter wurde auch durch die Macht der kirchlichen Inquisition ausgelöst und dem gleichzeitigen Machtverlust des Kaisertums. Die Bildung im Volk fiel auf einen Nullpunkt und der philosophische Geist an den Universitäten verebbte. Jetzt wurden Platon und Aristoteles zu Heiden erklärt. Es regierte ein abergläubischer christlicher Glaube, der das Bild von der vom Teufel besessenen Hexe als Wahnbild hervor brachte. Nun suchte man nach Hexen. Was war bloß geschehen! Noch hundert Jahre zuvor um 1250 hatte der berühmte Theologe Thomas von Aquin, - geboren bei Neapel 1225, in der Zeit als Friedrich II. Aristoteles studierte - eine „Summa theologica“ philosophisch verfasst. Er schrieb sie auf der Grundlage der Logik der aristotelischen Philosophie, die durch jüdischen und moslemische Gelehrte nach Mitteleuropa gekommen war. In ihr herrschte der Geist der Gleichwertigkeit von Theologie und Philosophie. 200 hundert Jahre später, also um 1470, wäre Thomas vom Großinquisitor wegen Ketzerei zum Tode verurteilt worden. In der berühmten Universität von Salamanca in Spanien wurde 1480 das Fach Philosophie aus dem Lehrplan gestrichen. Geistig versank Spanien ins finstere Mittelalter.

Als der bedeutendste spanische König Philipp II. 1559 als Weltenherrscher nach Spanien kam, wurde er mit einem großen Autodafe´ begrüßt. Hundert Jahre später wünschte sich sein Urenkel König Karl II. zum Fest seiner Thronbesteigung das Spektakel eines Autodafes. Das Volk jubelte bei diesen grausamen Schauspielen wie es dies in den Stierkampf-Arenen tat. In der maurischen Epoche Spaniens gab es noch keine öffentlichen Stierkämpfe.

Mit der Herrschaft der katholischen Könige Isabella und Ferdinand und des Großinquisitors 1480 entwickelte sich die Herrscher-Parole: „Ein Gott – ein König -- ein Reich.“ Das war ein Signal zur totalen Vernichtung der maurischen Kultur.

Das römisch-katholische Dogma galt in der von den spanischen Königen geschaffenen Weltkirche regide. Dazu entstand unter dem Großinquisitor eine intolerante und Menschen verachtende Gesellschaft. Durch das Tribunal des Großinquisitors in Toledo, das mit der Methode der Denunziation gegen Andersgläubige vorging, verloren die Menschen das letzte Vertrauen in das Miteinander, das Jahrhunderte lang die spanischen Völker und Religionen zusammen gehalten hatte.

Nach der Inbesitznahme weiter Teile Süd- und Mittelamerikas konnten die autokratisch regierenden katholischen Könige Spaniens wahrhaftig ausrufen. „In unserem Reich geht die Sonne nicht unter!“ und „Ein Reich! Ein Gott! Ein König!“

Alles Fremde wurde nun als „unchristlich“ ausgemerzt. Alles wurde vereinheitlicht. Isabella und Ferdinand, die katholischen Könige, hatten 1480 die Südhälfte des Königreichs Navarra und Galicien ins Reich geholt. Doch bei so vielen Völkern nämlich Iberer, Kelten, Römern und Westgoten und Berber (Mauren) und Juden mit ihren vielen Sprachen und Dialekten bestimmtem nun die Könige, das Kastilische zur Staatssprache.

Als nach einem zehnjährigen Krieg 1492 das maurisch beherrschte Andalusien erobert war und in der Alhambra katholische Messen gefeiert wurden, war die Einheit des erzkatholischen Reiches auf spanischem Boden hergestellt. Nur Portugal blieb selbstständig. Auch Kirche und Staat verschmolzen in Spanien zu einer Einheit. Erstaunlicherweise sind die vielen Völker Spaniens von ihrem Denken und ihren Sprachen her heute noch keine Einheit. Die letzten Parlamentswahlen haben das wieder gezeigt.

Die jüdische Bevölkerung wurde vertrieben gleich nach der Eroberung Andalusiens. 100 Jahre später folgte, allerdings sehr grausam, die Vertreibung der Mauren, nun Morisken genannt, da sie zwangsweise christianisiert waren. Zusammen machten Juden und Moslems im Lande ca. 15% der Gesamtbevölkerung aus. Es war ein ungeheuer tragisches menschliches Desaster und ein kultureller Niedergang.

In der bigott-fromm-abergläubisch gewordenen Gesellschaft wuchs die Gier nach dem Gold, das von Amerika ins Land kam. Dieses Gold hatten die spanischen und portugiesischen Konquistadoren von ihren brutalen Raubzügen mitgebracht.

Spanien lebte vom Gold wie im Rausch. Die Menschen arbeiteten nicht mehr, sondern ließen Sklaven schuften. Die kirchlichen Feste, besonders die Marienfest, wurden in ausgelassenen Prozessions-feiern begangen. Besonders beliebt blieben die Autodafes. Sie waren nun Volksfeste, auf denen nach der Vertreibung von Juden und Moslems nur noch Ketzer verbrannt wurden. Eine Reformation wie in Nordeuropa war in Spanien auch im Volk nicht denkbar. Ketzer wurden vorwiegend durch Denunziation bei der Inquisition ermittelt.

Dass Gold nicht glücklich macht und schon gar nicht heiter, kann man am Leben der Könige Spaniens in der sogenannte Glanzzeit 1550 – 1660 ablesen. Sie litten alle unter Depressionen. Die Kirchen, Paläste und Klöster glänzten vom Gold und überbordender Ornamentik. Diese Verzierungen nennt man plateresken Stil. Wände und Decken, außen und innen, sind überladen von Formen und Figuren. Und doch wirken Kirchen düster. Das Volk verarmte trotz des Goldes.

Jetzt spaltete sich die Gesellschaft in Super-Reiche und ungebildete Bauer, Hirten und Arme. Die einfachen Leute konnten nicht lesen und schreiben, was noch im maurischen Mittelalter normal war. Solange die Mauren, die gebildet waren und vor allem den Handwerkerstand bildeten, in Spanien lebten, funktionierte das wirtschaftliche Zusammenleben. Nach ihrer Vertreibung brach die Wirtschaft zusammen.Man genoss die Feste, vor allem kirchliche. Denn das Volk war fromm und die Kirche reich.

Auch die Kirche beteiligte sich an der Ausbeutung der Kolonien unter dem Deckmantel der Mission. Die Konquistadoren und Missionare christianisierten die Völker Amerikas gewaltsam. So entstand die katholische Weltkirche!

Die Gesellschaft ob arm, ob reich, war maßlos und grausam geworden.

Wir sehen, wenn wir durch Salamanca und Madrid reisen, ein prunkvolles, vergoldetes Glanz-Zeitalter und erschaudern vor den düsteren Fassenden von Palästen und Klöstern.

Es herrschte schon im 16. Jahrhunderts ein Welt verneinender, mystischer Glaube. Er war durch die Angst vor dem Teufel und vor der Hölle geprägt. Die Menschen suchten die Nähe zu den Kirchen, den Priestern und Mönchen und lebten nach strengen Moral-Gesetzen.

Viele junge Leute gingen freiwillig ins Kloster. Im Spanien wurden neue mystisch-asketische Gemeinschaften gegründet. Berühmt sind die Kloster-Gemeinschaften für Frauen, die die barfuß gehende Karmeliterin Theresa von Avila. gegründet hat. Sie lebte von 1515 – 1582. war also Zeitgenossin der Könige Karl V. und Philipp II. Ihre Visionen, die sie aufgeschrieben hat, haben sie als Mystikerin bis heute berühmt gemacht. Diese Visionen sind denen von Franz von Assisi sehr ähnlich. Doch führten sie nicht wie bei Franziskus in eine helle Weltbejahung (Sonnengesang), sondern unterstützen die spanisch-düstere Weltverneinung, nachdem Theresa sich in der Männer dominierten Gesellschaft behauptet hatte. Sie fand ihren Beschützer vor allem in König Philipp II. Theresa hat ca. 100 Karmeliterklöster der Barfüßigen gegründet. Im 16. Jahrhundert gab es ca. 10.000 Klöster in Spanien, die großen Zulauf der Welt-Verneiner hatten. Spanien des 16. bis 18. Jahrhunderts hatte seine verrückte Epoche, die man schizophren nennen kann. Man lebte zwischen „Himmel hoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“. Wir können diese Zeit auch bigott nennen, besonders wenn man an die grausamen Urteile des Tribunals des Großinquisitors denkt.

Karl V. ( 1500 - 1558)

Karls Großeltern waren die katholischen Könige Isabella und Ferdinand. Seine Mutter Johanna war beider Tochter und die Thronerbin. Sein Vater Philipp der Schöne war der Sohn von Kaiser Maximilian, der aus dem hause Habsburg kam. Philipp wurde zum Herzog von Burgund gemacht und durch die Eheschließung mit Johanna, die man später die Wahnsinnige nennen wird, kamen nun auch die Habsburger in Spanien an die Macht. Johanna lebte von 1479 bis 1555.

Im Jahr 1500 wurde ihr Sohn Karl geboren. Er wurde der Obhut seiner Mutter schon als kleiner Junge entzogen, da sie kurz nach seiner Geburt epileptische Anfälle bekam. Sie lebte in Kastilien, war sehr unglücklich und bekam immer wieder Wahnsinns-Anfälle, weil ihr Mann Philipp, der Habsburger, viele Liebschaften hatte und sie darunter litt. Noch mehr litt sie darunter, dass man ihren Sohn, den kleinen Karl, nach Flandern gebrachte hatte, wo er von Priestern erzogen wurde. 1506 starb sein Vater Philipp. Der kleine Karl wuchs wie ein Waisenkind auf. Denn seine Mutter war eingesperrt in einem Kloster in Spanien. Dorthin kam Karl nicht mehr. In Flandern wurde er auf das Amt des Königs von Spanien vorbereitet, nachdem sein Großvater Ferdinand ihn zu seinem Nachfolger bestimmt hatte.. Als der spanische König Ferdinand 1516 starb, wurde er sechzehnjährig König. Doch seine Mutter Johanna protestierte. Das geschah lautstark aber zurecht. Sie wurde mundtot gemacht. Denn jeder wusste, dass sie nach dem Thronrecht Spaniens, Erbin der Krone war. Nur durch den ziemlich gemeinen Schachzug von Karl, seine Mutter für wahnsinnig zu erklären, wurde er von dem Thronrat, der aus den Granden bestand, als König Spaniens bestätigt, wie es Ferdinand auch gewollt hatte. Jetzt war der Sohn Isabellas siebzehn Jahre alt. Johanna wurde noch intensiver im Kloster bewacht. Sie lebte noch lange, geplagt von ihren Depressionen und gelegentlichen Wutausbrüchen.

Mit neunzehn wurde ihr Sohn als Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt. Jetzt war er Herrscher des spanischen Weltreiches und Kaiser Europas, der mächtigste Mann der Welt. So könnte man denken. Er sagte selber gerne: „In meinem Reich geht die Sonne nicht unter!“ Doch vergessen wir nicht! Es waren Karls Groß-Eltern, die Spanien zur Weltmacht geführt hatten. Sie hatten die katholische Kirche zur Weltkirche gemacht. So wurde es zum Ziel seines Wirkens, dieses Erbe als Kaiser zu bewahren. Er kümmerte sich wenig um die spanischen Belange, obwohl dort seine von ihm sehr geliebte Frau Isabella von Portugal lebte, die nach dem Gemälde von Tizian eine schöne, hoch gewachsene Erscheinung war.

Nun aber wurde diese Weltkirche durch die Reformation in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Skandinavien in Frage gestellt. Ausgelöst wurde der protestantische Geist von Zwingli in der Deutsch-Schweiz, von Luther im deutschen Reich,der von einigen Fürsten getragen wurde. Besonders in frage gesellt wurde das katholische Dogma von Calvin in Genf. Diese radikal evangelische Bewegung griff nach Frankreich über, besonders in das Vasallen-Königreich Navarra und nach Südfrankreich. Die Hugenotten-Bewegung wurde angeführt durch die protestantische Königin und Mutter des späteren französischen Königs Henri Quatre, der selbst Protestant war. Den Widerstand der deutschen Fürsten gegen Karls Politik spürte der junge Kaiser elementar als Bedrohung. Dies erlebte er auf dem Reichstag zu

Worms 1519. Martin Luther erschütterte dort mit seinem „Veto“ „Ich kann nicht anders....“ das Reich Karl V. Der junge Kaiser wollte diesen Stachel der Reformation aus dem Leib der katholischen Weltkirche ziehen. Er wollte mit allen Mitteln die Einheit von Staat und der Kirche bewahren! Kaiser Karl V. versuchte es zunächst mit Verhandlungen, dann mit Krieg. Doch seine Kriege vertieften die Spaltungen in Europa. So gab Karl nach langem Kampf im Jahre 1555 resigniert auf. Er war überall in Mitteleuropa gewesen, nur nicht in seiner königlichen Heimat Spanien.

Dort war nach einer Geburt seine geliebte Frau Isabella mit 39 Jahren gestorben. Sein Sohn Philipp wurde in den Niederlande streng von Priestern erzogen. Vater und Sohn haben sich kaum gesehen. Karls Mutter Johanna starb als Gefangene, verzweifelt in ein einem Kloster im Alter von 75 Jahren. Der alternde Kaiser wurde zunehmend depressiv. Es quälte ihn, wie er mit seiner Mutter umgegangen war. Er litt im Alter an der Gicht und war schnell erschöpft und innerlich zerrissen und litt an seiner Erfolglosigkeit. Er fühlte sich nur noch von Feinden umgeben. So zog er sich zurück nach Spanien und legte alle seine Macht nieder. Das spanische Weltreich übergab er seinem Sohn Philipp II., die Kaiserkrone legte er in die Hände der Kurfürsten und ging in das Kloster Yuste in der Extremadura. Dort lebte er noch ein Jahr. Er starb dort mit 56 Jahren. Dieser Weltenherrscher hatte sein Leben eingesetzt für die Einheit des katholischen Weltreiches. Dafür war er sein Leben lang ruhelos unterwegs gewesen. Aber er war kein Eroberer wie Napoleon, sondern ein Bewahre der Kirche!

Philipp II. (1527 – 1598)

Spanien glänzte unter seiner klugen Führung und strahlte äußerlich im Gold, das von den ausgebeuteten Azteken in Peru und den Mayas in Mexiko übers Meer kam. Als Zeichen seiner Weltherrschaft baute er Madrid als Mittelpunkt und Regierungssitz seines Reiches. Er verließ das beschauliche mittelalterliche Toledo Zehn Jahre später. ließ er als weiteres Zeichen seines Imperiums den Escorial bauen, eine klösterliche Palast-Stadt im Gebirge, In diesem Konstrukt wollte er die Einheit von Kirche und Staat symbolisieren Die Regierungsgeschäfte führte er klösterlich von hier aus. Der Bau ist Ehrfurcht gebietend mit seinen gewaltigen Mauern gebaut. Die inneren Fluchten und Labyrinthe zeigen verteilt 1563 Gemälde u. a. von Leonardo Da Vinci, Rubens, Raphael, van Dyck und Velazquez. Die Palastanlage hat mehr als 1860 Räume, 1090 Türen, 86 Treppen, 89 Springbrunnen und 51 Glocken., eine strahlende Kathedrale und ein Kloster. Trotz seiner Grandiosität wirkt der Escorial düster und Welt verneinend. Er sollte ganz bewusst das Haus eines Märtyrers sein. Der Herrscher der Welt war ein frommer Katholik, seelisch aber gespaltener Mann. Sein Denken war brillant, aber seine innere Welt war voller Leiden. Das machte den an sich freundlichen Mann zum grausamen Despoten. Er bereitete den Weg vor zur Vertreibung der maurischen Bevölkerung. Die Eheschließung zwischen Christen und Mauren wurde verboten sowie der Besitz von arabischer Literatur und auch das Lesen. Wie das befolgt wurde, beschreibt Cervantes satirisch in seinem Roman „Don Quijote“. Die gebildete Schicht las gerne arabische Ritter-Romane. Als solchen schreibt Cervantes, sein „Don Quijote“ sei ursprünglich von einem Mauren auf arabisch geschrieben worden. Cervantes lebte zu den Regierungszeiten von Philipp II. und dessen Sohn Philipp III. (1598 – 1621) . Dieser Sohn und Nachfolger von Philipp II. ließ korrupte Minister die Regierungsgeschäfte führen. Er selbst lebte in Saus und Braus bis die Staatskasse leer war. Um nun zu Geld zu kommen, gab er den Befehl die Morisken, die zur reichen Mittelschicht zählten, zu vertreiben. Sie durften keine Güter mit sich nehmen.

Philipp II. wurde 1580 wurde er noch König von Portugal gekrönt. Seine kluge Mutter hatte als Portugiesin dafür gesorgt, In der Kindheit bis zum 11. Lebensjahr hatte er viel Liebe von ihr bekommen. - 6 -

Die depressive und zerrissene Seite seines Gemütes konnte die Liebe der Mutter nicht aufheben. Dazu war die überaus fromme klösterliche Erziehung nach Isabellas frühen Tod zu bestimmend gewesen. Er wurde erzogen zum Misstrauen erzogen. Das Wort aus der Bibel lautet dazu: „ Der Mensch ist böse von Jugend auf“. Mit diesem negativen Menschenbild regierte er! Es war eine bigotte Welt, wie sie in Spanien damals gelebt wurde. Philipp litt unter diesem Misstrauen und handelte enttäuscht grausam gegenüber seinem Sohn Don Carlos, den er in der Residenz in Madrid einsperren ließ. Carlos starb im königlichen Gefängnis mit 23 Jahren. Daraufhin verließ ihn seine dritte Frau Elisabeth und ging nach Frankreich zurück.

Gegen diese bigotte Welt erhob schon zu seines Vaters Zeit der Soldat Ignatius von Loyola (1491 -1556) aus der Oberschicht seine Stimme, blieb aber trotz aller Exerzitien-Regeln zur Verbesserung des Menschengeschlechtes in sich selbst gespalten. Um klösterlich zu leben, gründete er den Jesuitenorden. Zum Schutz der heiligen Mutter Kirche entwickelte er ein Abwehr-System und verkündete die für uns heute fragwürdige Maxime: „Der Zweck heiligt die Mittel“, Mit dieser Maxime zogen die Jesuiten als Hauslehrer in die reformatorischen Fürsten-Häuser. Durch ihre Erziehungsmethoden holten sie dort die evangelischen Kinder wieder heim in den Schoß der katholischen Kirche.

Philipp lebte im Escorial ca. zwanzig Jahre bis zu seinem Tod unter Mönchen in seinem klösterlichen Palast. Dort bewohnte er eine schlichte Klause und freute sich nur am Glockengeläut. Wer ihn nicht kannte, glaubte einen schwarz bekleideten Diener zu sehen, der durch die düsteren Gänge schlich. Er aber war ein Weltenherrscher, von Jugend her eine hohe Gestalt, die er von seiner Mutter hatte. Er war liebenswürdig gegenüber allen Besuchern. Das haben diese erzählt.

Seine latente Schizophrenie ließ ihn durchaus aggressiv werden und böswillig handeln. Diese Willkür hatte ihren Ursprung nicht nur in der bigotten Moral der Zeit. Sie kam auch aus der Inzucht und dem Wahnsinn des Habsburger Geschlechts. Mit diesem schizophren Erbe schlugen sich alle spanischen Könige herum. Der letzte aus dem Geschlecht der Habsburger sah mit seinem herunter hängenden Kinn nicht mehr normal aus. Er war auch geistig nicht mehr in der Lage, das Riesenreich Spanien zu regieren. Dieser zweite Karl, der Urenkel von Kaiser Karl V., regierte bis zu seinem Tode im Jahr 1700. Er vermachte im Wahnsinn sein Reich dem Erzfeind Frankreich. Bis heute regieren die Bourbonen das spanische Königreich.

Die Dekadenz dieser Sippe ist in den großen Gemälden von Diego Velasquez (1599 - 1660) fest gehalten worden. Es zeigt die Familie Philipp IV., der Enkels

Philipp II. Es hängt im Prado in Madrid unter dem Namen „Las Meninas“. Wir werden es mit unserer Reisegruppe ansehen. Es zeigt Philipp IV. (König von 1621 - 1665). Wir sehen ihn auf dem Bild im Hintergrund in einer offenen Tür. Im Vordergrund sind seine Kinder wie Puppen hergerichtet. Unter diesem Philipp verlor Spanien seine die Welt beherrschende Macht. Im Friedensvertrag mit Frankreich von 1659 wurden die Bourbonen das führende Geschlecht auf europäischen Boden. Als der letzte spanische König Karl II. im Jahre 1700 gestorben war, brach der spanischen Erbfolgekrieg aus.

-Er war ein dynastisches Verhandlungs- und Kriegs-Spektakel zwischen Österreich, Frankreich, den Niederlanden und England.

Es ging um die Herrschaft über das wirtschaftlich bankrotte spanische Königreich, das eigentlich ein Weltreich sein wollte. Doch inzwischen war es ein armes Land mit viele Kolonien ohne Macht. Spanien wurde von Napoleon zur Kolonie gemacht. Bereits 1810 wurden die Länder Lateinamerikas unabhängige Staaten, während das British Empire wuchs.

Zurück zu Philipp II.!

Welch einen Glanz strahlte dieses Weltreich unter ihm und noch unter seinem Sohn Philipp III (1598 – 1621) aus! Halb Italien gehörte zum Reich: Mailand, Königreich Neapel, Sizilien, Sardinien, die Balearen. Dazu kamen die Kanaren. In Westeuropa waren Belgien und die Niederlande im Besitz der spanischen Krone. Auch wenn nach der Niederlage der spanischen Armada gegen Englands Flotte Spanien 1588 keine Hoheit mehr über die Weltmeere hatte und das Gold Amerikas nur noch in geringen Mengen in Spanien ankam, blieb in dieser Zeit das Königreich Spanien eine Weltmacht. Durch Misswirtschaft und Verschwendungssucht des Königs Philipp III. verarmte der Staat und die Wut richtete sich mehr und mehr gegen die maurische Bevölkerung.

Philipp II. erließ Gesetze, die die Einengung der Mauren in Handel und Wandel bewirkten. Das Ende von dieser Ausgrenzungspolitik war die Vertreibung aller Mauren unter König Philipp IV. Sie wurde auf grausame Art durchgeführt. Diese unmenschliche Vertreibung von etwa 400.000 zum Christentum übergetretenen Mauren geschah auf folgende Weise: Die eine Hälfte der Vertriebenen ertrank in maroden untergehenden Schiffen, auf die man sie getrieben hatte. Die andere Hälfte, die es nach Tunesien schafften, wurden von den dortigen Moslems im Namen Allahs totgeschlagen, weil sie in Spanien zu Christen konvertiert waren. Das hatten sie unfreiwillig auf Befehl der Könige gemacht, um im Lande bleiben zu dürfen. Die Vertreibung der Morisken wurde zum Bumerang. Denn die Mauren waren die intelligenten Wirtschaftsleute und waren die Träger der Bildung. Sie saßen an den Schaltstellen von Wirtschaft und Bürokratie. Die Juden, die dies auch konnten, waren ja schon einhundert Jahre zuvor vertrieben worden, allerdings noch auf eine menschlichere Art! Sie konnten ihr Hab und Gut mitnehmen und nach freien Entscheidungen hingehen, wohin sie wollten. Im 17. Jahrhundert kam ohne die maurischen Kräfte die spanische Wirtschaft ins Stocken.

Die spanischen Könige, die den Genozid an den Mauren unter dem Druck des Großinquisitors und fanatischen Mönche beschlossen hatten, glaubten im Namen Gottes zu handeln. Sie glaubten, Gott wolle nur eine Kirche auf Erden und das sei die weltumspannende. katholische Papstkirche. Alle anders Gläubigen seien Ketzer und der Verbrennung würdig. Das Verdrehte am spanischen Volk damals war: Für dieses grausame Handeln liebte es seine Könige und die Kirche! Eine Reformation der Kirche war in Spanien undenkbar. Blutrünstige Ritterromane waren in Spanien im 16. und 17. Jahrhundert beliebt. Eine Persiflage darauf ist der Ritterroman von „Don Quijote und Sancho Pansa“.Die Dichter, Maler und Mystiker Spaniens haben im 16. bis 18. Jahrhundert der spanischen Gesellschaft den Spiegel vorgehalten.

Ich nenne Frauen und Männer des Geistes wie Teresa von Avila ( 1515 – 1582) mit ihren Visionen, die sie aufgeschrieben hat. Die Dichter Cervantes (1547 -1616) , Lope de Vega (1562 – 1635) und Calderon (1600 -1681). Dazu die großen Maler der Zeit wie El Greco ( 1541 – 1614 ), Ribera (1591 – 16 52), Zurbaran ( 1598 – 1664), Murillo (1617 – 1682),

Velazquez (1599 – 1660 ) und Goya ( 1746 – 1828), von denen wir Gemälde vor allem in Prado erklärt bekommen. Goya geißelte mit seinen Bildern die Verbrechen in den napoleonischen Kriegen. El Grecos berühmtestes Gemälde in St. Tome-Toledo.

Aber es war nicht alles düster wie es ihre gotischen Kirchen von innen waren. Die Menschen kleideten sich farbenfroh. Sie liebten ihre Kinder. Die jugendlichen Töchter schützten sie vor aufdringlichen Verehrern. Allerdings sperrten sie sie im Hause ein. Wen sie heiraten sollten, bestimmten die Eltern, Sie spendeten für die Armen und halfen ihnen. Das Almosenwesen war sehr beliebt. Man verehrte Maria als Himmelskönigin und als Mater Dolorosa, das heißt Schmerzensmutter. Das Volk feierte ausgelassen und mit großem Spektakel. Die Liebe zur Familie und die Liebe zu Freunden war überschwänglich.

Wir sollten aber nicht glauben, dies Verhalten käme aus der islamisch-maurischen Zeit! Nein! Man lebte in einer betont römisch-katholischen Gesellschaftsordnung. Das Düstere in dieser Gesellschaft kam einerseits aus der Gier und andererseits aus dem Gespür für den baldigen Untergang der vergoldeten Zeit.

So war man fromm und flüchtete sich mit ihren depressiven Stimmungen in die Kirchen und Klöster, wo sie noch mehr vom höllischen Gericht als vom gütigen Himmel hörten . Man hämmerte von den Kanzeln eine bedrückende Moral den Menschen ein.

Man glaubte an ein einziges katholisches Dogma. Alle andere war Ketzer, besonders die, die mit Aristoteles eine helle Welt des freundlichen Menschen suchten.

Spanien blieb noch lange ein Weltreich, in dem alles vereinheitlicht worden war durch den katholischen Glauben und die spanische Sprache zu einer Monokultur des Niedergangs. Das Bild dieser Gesellschaft von Glanz und Dekadenz war geformt worden in der Regierungszeit von Philipp II. Er war die hohe, glanzvolle Gestalt eines gefürchteter Weltenherrscher. Er lebte asketisch im Escorial in einem schmucklosen Kämmerlein und kleidete sich wie ein Bettelmönch. Er war fromm, aber innerlich ein gespaltener Mensch, ein kluger Weltenherrscher, alles zusammen hielt. Dann aber einsam wie sein Vater, der Kaiser Karl V. unter den Qualen der Gicht starb. ( Hört sein Lebenslied, wie es Verdi verfasst hat. Es ist die Arie des Philipp aus der Oper Don Carlos!) Hartmut Nielbock Vortrag habe ich in Seth abgeschlossen, , 30. Juli 2023

Literatur zu diesem Vortrag, die ich gelesen und verwendet habe.

Die große Kulturgeschichte von Durant, München 1978 300 Seiten davon gelesen
Cervantes: „Don Quijchote“ Sittengeschichte Spaniens im 16. und 17. Jhd. 1100 S.
Feuchtwanger: „Goya“ Sittengeschichte Spaniens im 18. Jahrhundert 600 Seiten
Mit Goya bin ich noch nicht ganz zu Ende. Es fehlt die Herrschaft Napoleons.

Liebe Mitreisende,

den Inhalt der Reise habe ich nach dem von mir gefertigten Reise-Programm.

1.Teil der Reise ist die maurische Kultur Spaniens unter dem Stichwort des Miteinanders leben. Der 2. Teil zeigt wie schnell eine solche Kultur ins finstere Mittelalter gleiten kann, als Warnung für uns. Der konkrete Ablauf der Reise ist von unserer Reiseagentur ECC in Frankfurt sehr genau und gewissenhaft vorbereitet worden. Hier nun weitere Informationen. Bis auf die mittäglichen Versorgungen sind die Grundkosten im Reisepreis, den Ihr bis zum 10. August beglichen mögt. Danach erhalte ich die Gesamtrechnung von unserer Agentur in Frankfurt. Die Unterlagen für die Bezahlung habt Ihr alle bekommen.

Jetzt weitere Hinweise für die Reise nach Kastilien und Extremadura:

  1. Das darin nicht enthaltene Trinkgeld in Höhe von 50.- Euro (5.- Euro pro Tag) wird von Christa nach und nach an alle, die einen Dienst für uns getan haben, überreicht werden. Dazu wird sie auf der Reise auf Euch zukommen und im Bus oder im Hotel Euren Trinkgeld-Beitrag einsammeln.
  2. Liederhefte und Badezeug nicht vergessen! Leider sind nicht alle Pools geöffnet.
  3. Dreieckshocker im Koffer mitnehmen gegen müde Beine, wenn zum Beispiel ein El Greco oder Velazquez genauer erklärt und etwas länger wird.
  4. Euer Smartphone immer bei sich tragen! Damit wir uns gegenseitig anrufen können, besonders wenn man „verloren“ gegangen ist! Am besten ist es, wir legen für die Reise eine Liste mit den Rufnummern an. Dem müsst Ihr aber zustimmen.
  5. Im Reisepreis ist enthalten die Benutzung eines Audioguides, den wir im Bus auf der Fahrt nach Toledo verteilen und erklären werden. Es ist gut, wenn man versteht - auch von weiter weg –, was der Guide auf einem Spaziergang erzählt!
  6. Ich hoffe, Ihr werdet die Boardingcard selber ausdrucken können. Dies ist möglich am Gage vor der Reise von morgens um 7 Uhr an. Wer Probleme hat und keine Hilfe finden sollte, der wende sich an uns in Seth. Wir vermitteln Hilfe. Oder Ihr wendet Euch direkt an Peter Brehm, telefonisch 040/6052627 und fahrt dann zum Ausdrucken zu ihm nach Ohlstedt Krempenhege 1. Christa und ich sind erst am Nachmittag, den 17. 9. wieder zuhause, da ich noch in Grabau um 11 Uhr den See-Gottedienst halten werde.
  7. Am frühen Morgen, den 18. 9. ist Treffen in Fuhlsbüttel am Check in Terminal 2 Schalter 9 oder 10 um 5 Uhr. (Kofferaufgabe)
  8. Übrigens hat unser Reisebus eine Toilette an Bord für den Notfall, den natürlich jeder nach Bedarf bestimmen kann. Auf den langen Strecken machen wir auch genügend Pausen.

Wir haben nun noch eine ganze Menge Zeit bis zur Reise. Genießt den Sommer und haltet Euch gesund!

Wir, Christa und ich, wünschen Euch viel Vorfreude und lasst auf Euch die Reise, auch unterwegs auf Euch zukommen. Christa und Hartmut 1. 8. 23

Wir möchten uns bei unseren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sowie deren Teilnehmern ganz herzlich für die tollen und umfassenden Reiseberichte, Tagebücher, Gedichte und Gedanken zu den Reisen bedanken!