Blog Reiseberichte

Auf den Spuren JESU

10. Pilgerfahrt der kirchlichen Studienbegleitung

der Diözese Speyer ins Heilige Land

 

Die Fahrt ins Heilige Land ist für uns Christen etwas Besonderes. Es ist keine Studienreise, so wie wir sie vielleicht zu anderen Stätten der antiken Welt durchführen. Auch kein Touristikunternehmen mit viel Sightseeing und wenig Gelegenheit, zu sich selbst zu kommen. Es ist auch keine Pilgerfahrt zu irgendwelchen Kirchen oder Heiligtümern. Vielmehr ist es eine Fahrt zu jenem Fleckchen Erde, in dem sich Gott in besonderer Weise offenbart hat.

Am Montag, 07.08.2023, war für eine buntgemixte Gruppe, bestehend aus 25 Pilger- und Abenteuerlustigen, der Start einer aufregenden Pilgerreise nach Israel. Wir trafen uns um 8:00 Uhr am Frankfurter Flughafen. Dort wurden wir schon von Birgitta Greif, der Leiterin und Initiatorin dieser Pilgerfahrt, erwartet, die uns mit einem ausführlichen Pilgerprogrammheft, das uns jeden Tag mit verschiedenen Impulsen bereicherte, und einem kleinen Pilgerüberlebenspaket begrüßte. Danach ging es zum Check In. Hier unterzogen wir uns einer langen Befragung und mussten beinahe einen Mitfahrer vor Ort lassen, da die Mitarbeitenden der ELAL meinten, einen besonders ausführlichen Check bei ihm durchführen zu müssen. Zum Glück konnten wir letztendlich vollzählig Richtung Tel Aviv starten. Dort gegen 16:00 Uhr angekommen, lernten wir Chefzi kennen. Sie sollte unsere israelische Reiseführung für die kommenden neun Tage sein, die uns gleichzeitig viel zeigen, erklären und durch alle Sehenswürdigkeiten jagen würde. Hiervon aber im weiteren Verlauf mehr. Als erste Amtshandlung fuhren wir nach Nazareth, wo wir unser erstes Hotel für die Reise bezogen und ein sehr leckeres Abendessen genießen durften. Danach zogen wir, unter der Führung von Birgitta Greif, noch etwas durch die Stadt und betrachteten uns bereits den Marienbrunnen und die Verkündigungsbasilika von außen.

Der nächste Morgen startete mit einer Fahrt in die Berge. Hierbei lernten wir unseren Chaffeur Sohel kennen, der uns immer sicher von A nach B brachte, und bis ans Ende mit ausreichend Wasser versorgte.  Der Berg Tabor mit der Verklärungskirche war der erste Stopp auf unserer Reise, gleichzeitig der Ort unserer ersten Andacht und offizieller Beginn unseres Abenteuers. Hier hörten wir auch zum ersten Mal den Namen des Architekten Antonio Barluzzi, den wir wohl nie wieder vergessen werden. Dieser hatte einige der Kirchen gebaut, die wir während unseres Aufenthalts in Israel und Palästina gesehen haben. Nach dem Besuch des Bergs des Schreckens machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Nazareth. An diesem Tag durften wir die Verkündigungsbasilika endlich auch von Innen betrachten, genauso wie eine traditionelle Gewürzmühle und die Synagogenkirche. Außerdem besichtigten wir nochmals den Marienbrunnen, vor dem alle, die nicht den Wunsch der Fortpflanzung hatten, etwas Abstand hielten. Denn manche Gläubige besorgen sich Wasser von diesem Brunnen, um genau wie Maria schwanger zu werden. Wir bekamen Einblick in das Essen, das es für die gesamte Fahrt fast täglich zum Mittag gab: Falafel oder Schawarma und wurden von Frau Greif mit Kleinigkeiten aus einer kleinen Bäckerei verwöhnt. Als Abschluss des Tages gönnten sich manche von uns noch ein wenig Ruhe im Garten der kleinen Brüder von Charles de Foucauld. Hier konnte man die Eindrücke des ersten Tages einfach ein wenig sacken lassen, die Schönheit und Ruhe der Natur genießen.

An Tag drei unserer Reise verließen wir bereits unser erstes Hotel und machten uns auf Richtung See Genezareth. Dort angekommen, gab es erstmals terminliche Schwierigkeiten, weshalb wir beinahe schon ohne verrichtete Taten gegangen wären, um andere Programmpunkte vorzuziehen. Glücklicherweise konnten wir letztendlich doch mit einer kleinen Bootsfahrt auf dem See in den Tag starten. Wir durften hierbei die wunderschöne Weite des Sees und der Landschaft außen rum genießen. Ebenso wie die Stille des Wassers, nachdem der Motor des Bootes ausgestellt war, und wir eine kleine Andacht hielten. Auch an diesem Tag ging es hoch in die Berge, genauer gesagt zum Berg der Seligpreisungen, von wo aus wir nach der Besichtigung zu Fuß herunterstiegen. Während dieses Marsches konnten wir aufgrund der unerträglichen Hitze ansatzweise nachfühlen, wie sich Mose bei seiner Wüstenwanderung vorgekommen sein muss. Unten angekommen ging es unter anderem zur Brotvermehrungskirche in Tabgha, nach Magdala (Maria Magdalas Heimatsort) und nach Kapernaum zum Haus des Petrus. Als Hauptperson des Tages sorgte Petrus auch für das Mittagessen, passend zum See Genezareth: St. Petersfisch. Für diejenigen, die nicht von ihrem Essen angeschaut werden wollten, gab es natürlich eine, mindestens genauso leckere, Alternative. Die erhoffte Abkühlung im See Genezareth blieb leider aus, da das Wasser so warm war, sodass es alles andere als erfrischend war. Dennoch war es ein Erlebnis und viele von uns können jetzt sagen, dass sie im See Genezareth schwimmen waren. Und das übertrifft doch die unerfüllten Erwartungen einer Abkühlung, oder die Enttäuschung, dass der Pool in unserem Hotel in Jericho schon zu hatte, als wir ankamen. Wir wurden jedoch etwas aufgeheitert, indem uns der Pool für den nächsten Tag versprochen wurde.

Am nächsten Tag stand mehr die historischen als kirchlichen Aspekte im Vordergrund, sodass wir zuerst nach Masada fuhren, wo Herodes eine faszinierende Felsenfestung mitten auf einem Berg erbaut hatte. Von dort ging es in den Nationalpark En Gedi mit der Davidsquelle und wunderschönen Wasserfällen zur Erfrischung. Mindestens genauso erfrischend waren die Verhandlungskünste von Frau Greif, welche wir zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, als es um den Kauf von Kosmetik mit Toten Meer Produkten ging. Das Tote Meer in Original und hautnah bekamen wir nach dem Mittagessen und dem Besichtigen des Zachhäusbaumes zu Gesicht. Bewaffnet mit einer Zeitung machten wir uns auf, um uns vom Toten Meer tragen zu lassen und ein obligatorisches Bild, zeitungslesend auf dem Wasser, zu machen. Im Hotel angekommen konnten wir an diesem Tag zum Glück den Pool nutzen, wo wir uns vom DJ ein Lied wünschten, zu welchem wir ausgelassen im Wasser sangen und tanzten. Begeistert und angespornt von unseren Künsten, bekamen wir im Anschluss von Einheimischen einen traditionellen Volkstanz vorgetanzt. Erschöpft von den Erlebnissen und der Hitze des Tages fielen wir nach dem Essen erschöpft in unsere Betten und freuten uns schon darauf, was uns am nächsten Tag erwarten würde.

Dieser folgte schneller als gedacht, da wir bei Zeiten aufbrachen, um am Jordan eine Tauferinnerungsfeier zu feiern, wenn noch nicht so viele Leute vor Ort sind. Dort schickten wir kleine Bötchen als Zeichen des Friedens in den Jordan hinaus. Ebenso sahen wir eine Familie in Taufgewänder gekleidet, die sich auch nochmals taufte. Nach der kurzandauernden Erfrischung im Jordan ging es weiter ins Wadi Kelt zum griechisch-orthodoxen Georgskloster. Dieses erreichten wir nach einer kleinen Wanderung bei brennender Hitze durch schluchtenartige Natur. Leider lohnte sich der Weg zu dem, in Felsen gebauten Kloster, nicht für alle Mitglieder unserer Reisegruppe. Da die Kleidungsvorschriften schärfer waren als gedacht, konnten nicht alle auch das Innenleben des Klosters betrachten. Die Frauen durften das Kloster nur mit Kleid oder Rock betreten und die Männer nur mit langen Hosen. Nach dem schweißtreibenden Rückweg konnten wir uns etwas im Bus ausruhen, während Sohel uns Richtung Jerusalem und Ölberg chauffierte. Dort angekommen genossen wir die atemberaubende Aussicht über Jerusalem. Wir liefen den Ölberg zu Fuß hinunter betrachteten uns währenddessen den jüdischen Friedhof, den Garten Gethsemane, verschiedene Kapellen und Kirchen und das Mariengrab. Von dort ging es dann Richtung unserer Unterkunft für die nächsten drei Tage, wo wir unsere Zimmer belegen und essen konnten. Nach dem Abendessen war das Programm jedoch noch nicht vorbei. Da wir Freitag hatten, und dies der Beginn des jüdischen Sabbaths bedeutete, machten wir noch einen Spaziergang zur großen Synagoge, in welcher wir einem beeindruckenden Sabbathgottesdienst folgen durften. Wieder am Gästehaus angekommen, machte sich eine kleine Gruppe auf den Weg die Klagemauer anzuschauen und erste Eindrücke von dem Treiben dort einzuholen.

Der nächste Tag begann mit dem Besuch des Gartengrabes, dem Gang zur Bethesda und einer Gesangseinlage in der Annenkirche. Von dort ging es weiter auf der Via Dolorosa, auf welcher wir sogar einen Kreuzzug einer anderen Pilgergruppe miterleben durften, welcher an der Grabeskirche endete. Dort führte uns der Weg nach dem Besuch des österreichischen Hospizes ebenfalls hin und wir konnten die beeindruckende Größe der Grabeskirche in voller Pracht von innen und außen begutachten. Leider war sie zu diesem Zeitpunkt recht voll, weshalb wir ihr später am Tag nochmals einen Besuch abstatteten und dann sogar das Glück hatten das heilige Grab Jesu besuchen zu können. Außerdem bekamen wir an diesem Tag die wichtigsten Geschäfte Jerusalems wie den Sandalenladen von Tarek oder den armenischen Keramikladen zu Gesicht, von welchen Frau Greif bereits vor der Reise viel zu berichten hatte.

Der Sonntag startete mit dem Gang auf der Stadtmauer in Richtung Dormitio-Abtei, in der wir mit dem Konvent den feierlichen Sonntagsgottesdienst mitfeiern durften. Von dort aus ging es über den Abendmahlssaal und das Davidgrab zum katholischen Friedhof. Dort statteten wir dem Grab von Oskar Schindler einen Besuch ab und legten sogar einen Stein auf das Grab, wie es bei den Juden auf Friedhöfen Tradition ist. Danach ging es ins jüdische Viertel zur Besichtigung einer Synagoge und dem Cardo. Dort schauten wir in den Laden des israelischen Künstlers Udi rein, der uns die wunderbaren Entstehungsgeschichten und Bedeutungen seiner Bilder näherbrachte und sogar jedem von uns ein Bild seiner Wahl als Geschenk mitgab. Als Dankeschön sangen wir ihm noch unser, auf der Reise viel geübtes, Laudate omnes gentes vor und kauften natürlich noch andere seiner wunderbaren Werke.

Pilgerreise ins Heilige Land nach Israel und Palästina

Der letzte Tag in Jerusalem war der Tag, auf den schon die ganze Reise hingefiebert wurde. Morgens machten wir ein Outfitcheck mit Chefzi, damit wir auf jeden Fall alle am Programmpunkt des Tages ohne Probleme teilnehmen konnten. Wir gingen zur Klagemauer, wo wir mehrere Bar Mizwa-Feiern und -Festzüge beobachten konnten und danach auf den Tempelberg mit der berühmten Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom mit der goldenen Kuppel. Von dort aus liefen wir über das Gästehaus zum Bus, welcher uns in den Westen Jerusalems zum jüdischen Markt brachte. Dort gab es ein leckeres Mittagessen und eine Schlendertour über den Markt mit allerlei traditionellen Leckereien. Gestärkt ging es dann zur großen Menorah vor der Knesseth und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Letztere hinterließ bei allen nachhaltige Eindrücke, die wir in einer Andacht für die Verstorbenen, jeder für sich verarbeiten konnte. Danach ging es Richtung Bethlehem, zu unserem letzten Hotel auf dieser Reise, in welchem wir uns einrichteten und zu Abend aßen. Danach brachen manche mit Frau Greif zu einem nächtlichen Spaziergang durch Bethlehem auf, der uns einen Vorgeschmack auf den nächsten Tag mit Falafeln, Olivenholzschnitzereien, der Geburtskirche und leckerem Fladenbrot gab.

Dienstags ging es los mit dem Besuch der evangelisch-lutherischen Weihnachtskirche, der syrischen Kirche und der Geburtskirche. Die Geburtsgrotte war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch geschlossen und die Schlange so lang, dass wir diesen Teil der Kirche erst nach dem Mittagessen, mit den besten Falafeln der Reise, besuchten. Stattdessen gingen wir erst zur Milchgrotte, mit einem Zwischenstopp bei einem Verkäufer von arabischem Mokka, und dann zu Jack dem Olivenholzhändler. Dort durften wir uns die Werkstatt betrachten, in der diverse Weihnachtsfiguren per Hand aus Olivenholz hergestellt wurden. Jack erklärte uns ein paar Details über die Herstellung dieser Figuren und dann durften wir uns in seinem Laden austoben und uns mit wunderschönen Dingen wie Krippen, Kreuzen, Fischen und Ähnlichem ausstatten. Nach dem bereits erwähnten köstlichen Mittagessen und dem Besuch der Geburtsgrotte, fuhren wir noch kurz zur Mauer mit den Banksy Bildern und danach zu den Hirtenfeldern. Dort feierten wir einen kleinen, schönen Weihnachtsgottesdienst, der unserem Gefühl nach nicht zum Wetter, aber zur örtlichen Gegebenheit passte. Im Anschluss daran fuhren wir noch zu Lifegate, einer Organisation, die sich um Kinder mit Beeinträchtigung kümmert. Hier bekamen wir interessante Informationen von dem Leiter höchstpersönlich. Da dieser Tag unser letzter voller, gemeinsamer Tag war, machten wir nach dem Abendessen noch einen gemeinsamen Abschluss. Wir ließen die Reise ein wenig Revue passieren, bedankten uns bei unseren beiden tollen Reiseführungen Chefzi und Frau Greif und natürlich dem weltbesten Busfahrer Sohel und bekamen unsere wohlverdienten Pilgerurkunden verliehen. Gemeinsam ließen wir diesen Abend noch gemütlich auf dem Balkon ausklingen und waren schon gespannt darauf, was uns der allerletzte Tag noch so bringen würde.

Der Abreisetag startete früh, da noch viel auf dem Programm stand. Wir fuhren nach En Karem und besuchten die Kirche von Johannes dem Täufer, welche bei unserer Ankunft noch verschlossen war und die Magnificatskirche. Von dort ging es dann in das Hadassah-Hospital, in welchem wir uns die Synagoge mit, von Chagall gestifteten Fenstern, betrachteten. Nach diesen letzten Infos für diese Reise über Synagogen, Kirchen oder israelische Geschichte, gab es nochmal ein Mittagessen und dann ging es auf direktem Weg nach Tel Aviv zum Flughafen. Nach erfolgreichem Flug nach Frankfurt und dortiger Verabschiedung, konnten wir alle mit vielen Souvenirs und Erlebnissen im Gepäck den Weg in die verschiedensten Richtungen nach Hause antreten, wo wir erschöpft, zufrieden und innerlich bereichert von der Reise in unsere eigenen Betten fielen.

Svenja Scheel, Saskia Schlemilch, Michelle Willem

Wir möchten uns bei unseren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sowie deren Teilnehmern ganz herzlich für die tollen und umfassenden Reiseberichte, Tagebücher, Gedichte und Gedanken zu den Reisen bedanken!